Einen Fisch fangen

Der kleine Fisch wirft sich mit aller Kraft hin und her. So ein Fisch ist purer Muskel, und die Kraft, die ihn gerade noch mühelos durch sein Element bewegt hat – außerhalb vom Wasser findet sie nicht mehr den notwendigen Widerstand. Der Fisch versteht nicht, was los ist, und tut, was er immer tut, um zu entrinnen. Was ich wohl in so einem Moment machen würde? 
An der Angelschnur lasse ich ihn zu mir herüber pendeln. Dann kommt die nächste Schwierigkeit: Dieses zappelnde Wesen mit einem entschlossenen Griff zu fassen kriegen. Nicht zu fest, dann zerdrücke ich ihn. Aber auch nicht zu leicht, dann entrinnt er wieder und das verlängert seine Qual. Mich kostet das immer ein bisschen Überwindung: Ein, zwei Sekunden lang umschließt meine Hand die kleine Kreatur. Ich fühle wie das Leben darin pulsiert und die Panik. 
Laut finnischem Recht ist der Angler verpflichtet, den Fisch möglichst schnell zu betäuben, um es ihm nicht schwerer zu machen als nötig. Im Klartext: Man gibt ihm eins über die Rübe. Auch wieder nicht zu fest, dann haut man ihn zu Brei. Und nicht zu leicht, sonst kriegt er doch noch was mit.  
Angeln ist nichts für zarte Seelen. 
Das Ausnehmen dagegen macht mir nichts. Ist die Hauptader durchschnitten, verwandelt sich der Fisch in Materie. Die gilt es nun einigermaßen fachmännisch zu zerlegen und für den Verzehr zuzubereiten.
Direkt vor unserer kleinen Bucht liegt ein schöner Fischgrund. Die Fische sind klein, meist so um die 200 Gramm. Die Größeren findet man weiter draußen, aber wir haben noch kein Ruderboot. Gegen Abend, wenn die Schatten lang werden, werfe ich die Angel aus. Meist dauert es keine zwei Minuten, dann zeigt der erste Fisch Interesse. Nach einer Viertelstunde haben wir ein bescheidenes Abendessen zusammen.
Katharina meint, direkt aus dem See schmeckt der Fisch unschlagbar gut. 
Und das finde ich auch.

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