Man denkt, man ist am A… der Welt. Ist man aber nicht.
Gestern sah der Weg noch so aus …
… heute so. Über Nacht wurde mit schwerem Gerät geräumt. Und wenn man ganz genau hinhört, vernimmt man auf unserer Terrasse Maschinenlärm aus Südost.
Erkundungsspaziergang am späten Nachmittag. Es ist trübe und knapp unter null. Viel zu warm für den Januar! Hinter einer Wegbiegung kommt mir ein Ungetüm auf zehn Achsen entgegen, mit aberwitziger Geschwindigkeit. Hallo?! Das ist ein Waldweg!
Aber anders als bei uns ist der Wald in Finnland kein Ort des quasireligiösen Wohlbefindens, sondern ein knallharter Wirtschaftszweig. Was gestern noch ein einsames Fleckchen war, ist am nächsten Tag ein Industriegebiet. Gearbeitet wird sommers wie winters.
Ich versuche dem Mann auf dem – ja, was ist es? – Holzgreifstapler klarzumachen, dass ich hier spazieren gehe und nur vorbei will. Er macht mir höflich klar, dass es ihm lieber wäre, ich würde abhauen. Ich verstehe natürlich nur ein paar Worte, aber das finnische Wort poistua ist unmissverständlich. Es heißt übersetzt „sich entfernen“.
Zwei Tage später ist Sonntag. Oben im „Industriegebiet“ ist Ruhe. Ich gehe mal rauf nach dem Rechten sehen. Inzwischen hat es noch einmal ordentlich geschneit.
Holz, Holz, Holz! Es reicht Pi mal Daumen noch für mindestens 15 schwere Lastwagenladungen. Das heißt, zum Wochenbeginn geht es hier weiter. Schlecht ist das eigentlich nicht, denn es bedeutet, der Weg zu unserem Mökki wird bis auf die letzen eineinhalb Kilometer von Metsähallitus geräumt. Metsähallitus ist der Name der finnischen Forstverwaltung.
Auf der Hügelkuppe ist der Wendeplatz für die überlangen Holz-Transporter.
Das schwere Gerät hinterlässt Schneisen der Verwüstung. Aber auch hier hat die Arbeit etwas Gutes: Die Stromleitung ist für die nächsten Jahre gegen Windbruch gesichert. Es ist die Leitung, die auch uns versorgt.
Die Kettenspuren sind locker Einszwanzig breit, auf jeder Seite versteht sich.
Der Mond schaut sich das alles ziemlich gleichgültig an. In ein paar Tagen ist der Spuk hier vorbei und der Wald hat wieder seine Ruhe. Im nächsten Frühjahr wächst die Spur mit den schönsten Blumen zu. Und in zwei Jahren sind die nächsten Birkenschösslinge da.
Autsch, jetzt fällt die Dämmerung überraschend schnell. Irgendwie habe ich nicht aufgepasst. Höchste Zeit, umzukehren. Bis nach Hause sind es noch vierzig Minuten.
In der Nacht darauf fällt das Thermometer auf unter 10 Grad minus. Es klart auf und es weht ein empfindlicher Wind aus Nordost. Die trüben Tage sind vorbei.