
Unter meinen Füßen knirscht der Schotter. Über mir Wolken, hellgrau, angenehme 20 Grad. Regnen wird es nicht. Es ist der erste Spaziergang. Dann höre ich das Auto. Ich bleibe stehen, um zu orten, woher es kommt. Nichts. Nur ein leiser Windstoß über dem Wald. Ich mache ein paar Schritte. Wieder das Auto, da kommt doch was! Wieder Stehen und Lauschen. Stille. Aber da war doch was, verflixt! Nein wirklich, da ist nichts! Nur Stille. Völlige Stille jetzt.
Langsam wird mir klar: Mein Gehör konstruiert aus den minimalen Geräuschen, die das Ohr treffen, den Lärm, der ihm am meisten vertraut ist. Von Kind an bin ich daran gewöhnt: Scharfes Windpfeifen, sonores Brummen, sich schnell nähernde Geräusche – von diesem Lärmmuster droht Gefahr. Sofort springt die Wachsamkeit von Null auf Hundert. Umschauen, die Lage erfassen und gegebenenfalls in Sicherheit bringen! 60 Jahre leben im Asphaltdschungel machen was mit einem.
Es braucht einige Tage, bis sich mein Gehör entspannt. Nach einer Woche fängt es an, dem Frieden zu trauen, der es umgibt. Langsam weicht der Wachsamkeits-Stress.
Und endlich komme ich an: In der Stille.
